Ich bin ein wenig überwältigt. Im Mai dieses Jahres ist dieser Blog sieben Jahre online. In der schnelllebigen Internetlandschaft eine kleine Ewigkeit. Zu Beginn regelmäßig geführt, hatte ich das Gefühl, nach und nach den Schuhen, die ich mir selbst angezogen habe, entwachsen zu sein. Das Thema war irgendwie nicht mehr meins. Und doch: Den Blog einfach so aufzugeben, habe ich nicht übers Herz gebracht. Zu viele Stunden Energie, Arbeit und Liebe sind in diesen Blog geflossen und somit konnte ich ihn nicht einfach aufgeben. Und dennoch: Weiter ging es für mich auch nicht.
Die Krise, in der ich steckte, war eher eine inhaltliche. Ich fühlte mich dem Thema entwachsen. Ich selbst hatte ein paar Kilos abgenommen, mich durch das Erscheinen von Curvy Models in diversen Medien davon blenden lassen, dass alles sich im Wandel befindet, und nun endlich alles vielleicht nicht gut, aber zumindest besser wird. Auch übergewichtige Musen von Top-Designern waren in den letzten Jahren auch keine Seltenheit mehr.
Aber nun, einige Zeit später und noch gefangen in der Nachphase von „Embraced“ sowie einem anhaltenden Hype um GNTM, kam langsam die bittere Erkenntnis, dass sich eigentlich nicht viel geändert hat. Mollige Menschen sind vielleicht mehr in unserem Alltagsbild präsent und akzeptiert, aber leichter als früher haben sie es deshalb im Alltag noch lange nicht. Nur weil wir zur „Sehgewohnheit“ geworden sind, sind wir noch lange nicht akzeptiert.
In einer Welt, die eine Bewertungs- und Beurteilungskultur etabliert und sich auf perfide Weise perfektioniert hat, haben es Menschen, die jenseits der optischen medialen Vorgaben liegen, es immer noch echt schwer. Man kann kaum noch unter Leute gehen, ohne dass diese sich berechtigt fühlen, das Leben, das Aussehen oder den Charakter bewerten zu dürfen. Und das Beste dabei ist, dass sie dich eigentlich gerade erst getroffen haben und dich somit nicht wirklich kennen.
Ich bin nachdenklich geworden.
Und weiß nun nicht so richtig, was ich mit dieser Erkenntnis anfangen soll.